Eine der jüngsten - und es sei gleich dabei gesagt -, eine der besten Rassen, die von der offiziellen Kynologie anerkannt wurde, ist der Riesenschnauzer, bei uns auch oft noch mit seinem früher gebräuchlichen Namen "Russischer Schnauzer" genannt, obgleich er mit Rußland nicht das geringste zu tun hat; denn er ist ein Münchner Kind. Dort war er schon vor etwa 30 Jahren als typische Hundeerscheinung im Straßenbild der bierfreudigen Isarstadt zu sehen und wurde zahlreich und mit besonderer Vorliebe vom Mittelstand, Geschäftsleuten, -Kleinbürgern, Handwerkern, als Haus-, Begleit- und Wachhund gehalten. Er galt hier als bodenständige einheimische Rasse und führte den Namen "Münchner Schnauzer". In seiner äußeren Erscheinung war er einfach die bedeutende Vergrößerung des bekannten Schnauzers oder rauhhaarigen Pinschers. Ohne Zweifel ist er auch aus diesem hervorgegangen und durch verschiedene Einkreuzungen anderer Rassen, unter welchen sich auch der Schäferhund befinden dürfte - an welchen besonders seine Kopfform erinnert -, zu seiner den gewöhnlichen Schnauzer weit überragenden Größe gekommen. Trotz dieser Einkreuzungen ist aber auch in seiner heutigen Form der reine Schnauzertyp unverfälscht erhalten geblieben, so daß der Name Riesenschnauzer zugleich auch die treffendste Bezeichnung für ihn ist. Alle Rassenmerkmale sind ihm auch eigentümlich.

Allmählich gelangten dann auch einzelne Tiere dieser bisherigen Münchner Lokalrasse zu Liebhabern in andern Teilen Deutschlands und auch ins Ausland; bald erkannte man den hohen Gebrauchswert dieser neuen Rasse. Kurz vor Kriegsausbruch hatte man sich besonders im Rheinland der Hochzucht des Riesenschnauzers angenommen. Damals hieß er immer noch der "Münchner Schnauzer" und erst jetzt wurde seine typische Schnauzerform durch seine planmäßige Herauszüchtung als reiner Rassenhund so gefestigt, daß er alles ihm bisher noch anhaftende Bastardmäßige verlor. Man brachte in Größe, Farbe und Form, die bisher noch ganz verschieden waren, die für einen Rassehund erforderliche Gleichmäßigkeit. Auch der bisher gebräuchliche Name verschwand, da sich die neue Bezeichnung Riesenschnauzer bereits von selbst überall für ihn eingebürgert hatte. Ohne Zweifel wäre der Riesenschnauzer durch seine vorzüglichen Gebrauchseigenschaften schon damals eine der bevorzugten Hunderassen geworden, wenn sein Bekanntwerden nicht unglücklicherweise noch gerade in die große Reklameaktion und den darauf folgenden Aufstieg des Deutschen Schäferhundes gefallen wäre. So kam er wie ebenfalls auch der Rottweiler und weitere Rassen gegen den jetzt überall gehaltenen Schäferhund nicht auf und fand nicht die Beachtung unter den Liebhabern, die diese Rasse zweifellos verdiente.

Zwar nahm sich der "Deutsche Pinscher- und Schnauzerklub" seiner mehrfach energisch an, aber die Bewegung, die zu seiner weitesten Verbreitung führen sollte, kam aus den bereits erwähnten Gründen nicht recht zur Auswirkung. Dann kam der Krieg, der alles bisher Geschaffene zerschlug; die vorhandenen Riesenschnauzer gingen mit andern Diensthunderassen als "Kriegshunde" an die Front und die Züchter im Lande hatten die allergrößte Mühe, sich einige Zuchttiere durchzuhalten. Nach Beendigung des Krieges mußte mit der Zucht neu begonnen werden. So ist diese Rasse, obgleich sie alle guten Charaktereigenschaften besitzt, die sich ein Liebhaber an seinem Hund nur wünschen kann, verhältnismäßig immer noch wenig bekannt. Erst die Anerkennung des Riesenschnauzers als jüngste Diensthundrasse (Polizeihund) und die vorzüglichen Resultate, die er an allen Leistungsprüfungen erzielte, hat dann eine Anzahl weitere Liebhaber zu seiner Haltung veranlaßt. Je allgemeiner er aber bekannt wird, um so schneller wird auch seine Verbreitung zunehmen, denn er ist eine Rasse, die, nie enttäuscht! Der Riesenschnauzer soll das möglichst genaue, erheblich vergrößerte und verstärkte Abbild des Schnauzers sein. Sein Körperbau ist kräftig und sehnig; gedrungen,doch keineswegs plump, sondern voll Adel und Schneid; von der Seite gesehen möglichst quadratisch. Im ganzen eine trutzig-wehrhafte, wuchtige Hundegestalt.

Ruhe und Besonnenheit, gepaart mit Temperament und unerschrockenem Draufgängertum, Schnelligkeit, Ausdauer und unbestechlicher Treue, dazu Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse - das alles bestimmt den Riesenschnauzer zum harten, zähen Gebrauchshund, als der er ausgebildet und züchterisch weiterentwickelt werden soll. Rassekennzeichen: Kopf kräftig und gestreckt, in maßvollem Größenverhältnis zum übrigen Körper. stehend. Von den Ohren zu den Augen, und von diesen wieder bis zur Nasenkuppe sehr allmählich sich verjüngend. Gesamtlänge (Nasenkuppe bis Hinterhauptbein) zur Rückenlänge (Widerrist bis Rutenansatz) ungefähr wie 1:3. Die Breite des flachen, möglichst faltenlosen Oberkopfes soll zwei Drittel seiner Länge nicht über¬schreiten. Backen flach bemuskelt, nicht hervortretend. Der Stirnabsatz erscheint durch die Brauen deutlich ausgeprägt. Der Fang (Stirnabsatz bis Nasenkuppe), einen mäßig abgestumpften Keil bildend und durch harschen Schnurr- und einen Knebelbart geziert. Fanglänge zur Oberkopflänge wie 4:5. Der flachgewölbte Nasenrücken verläuft in seiner Längsstreckung gerade; die Verlängerung seiner Mittellinie soll mit der Stirnlinie möglichst gleichlaufend sein. Nasenkuppe schwarz, voll und nicht zu klein. Unterkiefer kräftig, weder vor- noch zurückstehend. Lippen fest anliegend. Gebiß äußerst kräftig und scherenartig von oben dicht übereinandergreifend, mit starken Fangzähnen, gleichmäßig und gesund ausgebildet.

Ohren hoch angesetzt, nicht zu kurz und richtig gestutzt. Augen dunkel, rund-oval, in einer geraden, nicht gebrochenen Achse stehend, nach vorn gerichtet, nicht zu groß und nicht hervortretend, klug und lebhaft blickend, beschattet von gut ausgebildeten buschig-stacheligen Brauen. Hals kräftig, nicht zu kurz, von schönem, edlem Schwung. Haut gut anliegend, Nacken muskulös, leicht gebogen. Rumpf nicht tonnenförmig; seitlich mäßig zusammengedrückt erscheinend, in der Nierenpartie mäßig aufgezogen. Muskulatur hart, nicht zu sehr hervortretend, Rücken kurz, nicht zu breit, stramm, sehnig, biegsam und möglichst gerade. Bauch hinten leicht aufgezogen; Rippenkorb vorn tief herabreichend und in die volle, ovale, breite Brust übergehend. Rute hoch angesetzt, aufwärts getragen und kurz gestutzt. Angeborene Stummelrute beliebt. Vorderhand von allen Seiten senkrecht, ohne jede Ausbiegung, stark. Schultern schräg gestellt und flach bemuskelt. Hinterläufe in parallelen Ebenen zueinanderliegend, kräftig und muskelstark, gut gewinkelt und die Hüften gut und federnd tragend. Vorder- und Hinterpfoten kurz, rundlich, vollkommen geschlossen, mit gewölbten Zehen, dunklen Nägeln, mögliehst kurzer Behaarung und harten Ballen. Behaarung so straff, hart drahtig und dicht wie möglich, gegen den Strich gesehen aufstrebend erscheinend. An der Schnauze bildet das Haar einen guten, breiten, charakteristischen Schnurr- und Knebelbart und über den Augen struppig-stachelige Brauen.

Färbung: Alle pfeffer- und salzfarbigen oder ähnlich gestichelten Mischungen, wie beim Schnauzer, sowie alle satten Farben. Bevorzugt schwarz (vereinzelt eingesprengte, weiße Haare zulässig). Zu vermeiden sind helle, pigmentarme Farben, wie isabell- und semmelfarbig, da diese meist in Verbindung mit zu reichem, zu langem oder zu weichem Haar auftreten. Größe keinesfalls unter 55 Zentimeter Schulterhöhe (Stockmaß) und möglichst nicht über 65 Zentimeter. Fehler: Schlecht gegliederte, plumpe, windige, dünne langgestreckte, niedrige oder hochläufige Bauart, runder, zu kurzer oder zu breiter Kopf, vorstehender Unter- oder Oberkiefer, zu stark hervortretende ,Backen, zu kurzer, stumpfer, schwacher, spitzer Fang, Staupegebiß, seitlich abstehende, schlecht getragene Ohren, zu helle Augen, sogenannte "Glasaugen", zu kurzer plumper Hals, lose Kehlhaut (Wamme), nach innen oder außen gedrehte Ellbogen, lose Schultern, gespreizte oder zu lange Pfoten (sogenannte "Hasenpfoten"), gekrümmte Vorderläufe, kuhhessige, bodenenge oder zu breit gestellte Hinterhand, Wolfsklauen, zu weicher Rücken, zu weiche, allzu kurze und allzu lange, gewellte, gerollte und zottige Behaarung, jedes Seidenhaar, weiße oder blaße Farben, jede Scheckung, alle weißen Abzeichen, fremdartiger Ausdruck, scheues Wesen.

 

 

Dannja Romer, ihre Josera-Vertriebspartnerin
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